Wirtschaft „Too big to fail“
Credit Suisse leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken bei Nationalbank
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Seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sehen Anleger die Branche mit Sorge. Die Schweizer Währungshüter sichern der abgestürzten Credit Suisse nun Hilfe zu. Bundesfinanzminister Linder betont unterdessen: „Die Stabilität des deutschen Finanzsystems ist nicht in Gefahr.“
Angesichts eines Kurseinbruchs und starker Verunsicherung um die Credit Suisse will die Schweizer Nationalbank (SNB) dem Finanzinstitut bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen. Das teilte die Notenbank am Mittwochabend zusammen mit der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma mit. Es gebe aktuell zudem keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute aufgrund der Probleme der US-Banken, hieß es weiter.
Die mit einer tiefen Vertrauenskrise kämpfenden Credit Suisse macht nach eigenen Angaben nur Stunden nach der Zusage von der beschriebenen Option Gebrauch. Wie die Nachrichtenagenturen Reuters und AFP berichten, will das Geldhaus bei der Schweizerischen Nationalbank bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet 54 Milliarden Dollar) aufnehmen. Mit dem Schritt ist die Credit Suisse die erste global systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die eine maßgeschneiderte Rettungsleine erhält.
Die Bank ersuchte zudem, die Bankkunden zu beruhigen. Es handle sich um eine „sehr gut kapitalisierte Bank“, betonte der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, in einem Interview mit dem Schweizer Sender „Blick TV“. Natürlich sei man nicht zufrieden mit dem Aktienkurs, sagte Helfenstein weiter. Dieser habe aber nichts mit der Sicherheit der Kundeneinlagen zu tun. Der Kurseinbruch gehe darauf zurück, dass die Bankentitel wegen der Probleme von US-Regionalbanken unter Druck stünden.
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Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hatte zuletzt Unsicherheit im Bankensektor ausgelöst. Bei der ohnehin angeschlagenen Credit Suisse schlug dies am Mittwoch besonders deutlich nieder. Die Aktien der Bank sackten in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,56 Franken (1,59 Euro) ab und schlossen zum Handelsende mit einem Rückgang um über 24 Prozent.
Der Chairman der saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit dem Fernsehsender Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung auf Nachfrage kategorisch aus. Die Bank ist Großaktionär der Credit Suisse, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken und massive Abzüge von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden vermeldet hat.
Das von ihm geleitete Schweizer Geschäft der Credit Suisse sei gut aufgestellt und arbeite gut, sagte Helfenstein. Die Bank wolle nun nahe bei den Kunden sein und zudem den Umbau der Bank konsequent weiterzuführen. Credit Suisse gehört zu den 30 Banken weltweit, die also „too big to fail“ eingestuft werden, da ihre Insolvenz eine verheerende Auswirkung auf die Weltwirtschaft haben würde. Das Haus werde in zwei Jahren eine andere Bank sein als heute, sie werde stabiler aufgestellt sein und sich auf die Schweiz und auf das Vermögensverwaltungsgeschäft konzentrieren, sagte Helfenstein. Allerdings stehe die Großbank wegen der Restrukturierung und dem „anspruchsvollen Geschäftsjahr 2022“ mit einem Milliardenverlust im Blickfeld, sagte Helfenstein. „Es ist unruhiger um uns.“
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Folgen der neuen Finanzkrise
Die Unsicherheit brachte am Mittwoch auch andere Bank-Aktien in die Verlustzone. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks fiel um 6,9 Prozent. In Deutschland rutschten Commerzbank-Anteile um 8,7 Prozent ab, Deutsche-Bank-Papiere verloren am Dax-Ende 9,3 Prozent.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hob mit Blick auf die Unsicherheit im Bankensektor die Stabilität des deutschen Kreditwesens hervor. „Die Bundesregierung ist mit allen Beteiligten in einem ständigen und intensiven Austausch“, sagte der FDP-Vorsitzende am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Maischberger“. „Wir haben mit der Bafin eine leistungsfähige Finanzaufsicht, und wir haben die Bundesbank, die ebenfalls eine stabilitätspolitische Tradition hat. Wir können deshalb sehr klar sagen: das deutsche Kreditwesen – private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute – ist stabil. Und dafür sorgen wir auch weiter.“
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne sieht im Fall der Credit Suisse die Schweiz am Zug. „Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schweizer Behörden. Es muss von ihnen geregelt werden“, sagte Borne am Mittwoch im Senat in Paris – noch bevor die SNB Hilfe bei Bedarf zusicherte. Die Probleme bei der Credit Suisse seien seit Langem bekannt, die Bank gehöre nicht zur Eurozone und unterstehe somit nicht der europäischen Bankenaufsicht.
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Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire werde in den nächsten Stunden Kontakt zu seinem Schweizer Amtskollegen aufnehmen, sagte Borne. Auch französische Banken wie Société Générale, BNP Paribas und Credit Agricole sind von dem Abwärtstrend im Bankensektor betroffen.
Wie Finanzminister Le Maire bereits am Vortag gesagt habe, seien die französischen Banken keinerlei Risiko durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in den USA ausgesetzt, meinte Borne. „Wie Sie sehen, sind wir sehr vorsichtig, aber die Situation ist sehr verschieden von der, die wir 2008 erlebt haben, seitdem sind zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen für alle Banken in der Eurozone getroffen worden.“
Author: Nicole Strickland
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